
Die asiatischen Aktienmärkte gerieten am Donnerstag erheblich unter Druck, nachdem der ehemalige US-Präsident Donald Trump überraschend drastische Zollerhöhungen auf Importe aus zahlreichen Ländern verkündet hatte. Auch die US-Futures verzeichneten starke Verluste – ein klares Signal für mögliche Kursrückgänge an der Wall Street bei Wiedereröffnung der Märkte.
In Tokio rutschte der Nikkei 225 zunächst um über 4 % ab, konnte sich im weiteren Verlauf jedoch leicht erholen und lag zuletzt bei 34.675,97 Punkten, was einem Minus von 2,9 % entspricht. Besonders schwer traf es Japan, das künftig mit einem sogenannten „Reziprozitätszoll“ in Höhe von 24 % auf seine Exporte in die USA belastet werden soll. Die USA zählen Japan zu ihren engsten Verbündeten.
Auch Südkorea, ein weiterer langjähriger Partner der Vereinigten Staaten, wurde nicht verschont. Trump kündigte einen Zollsatz von 25 % auf südkoreanische Waren an. Der südkoreanische Leitindex Kospi fiel daraufhin um 1,5 % auf 2.468,97 Punkte.
Der Hang Seng Index in Hongkong verlor 1,4 % auf 22.887,03 Punkte. In China zeigte sich der Markt etwas stabiler: Der Shanghai Composite gab nur geringfügig nach und notierte 0,1 % tiefer bei 3.348,67 Punkten.
Besonders betroffen von den neuen Maßnahmen ist China. Wie der Marktanalyst Yeap Junrong vom Brokerhaus IG kommentierte, wurden auf chinesische Waren zusätzliche 34 % Zoll erhoben – zusammen mit bereits bestehenden Maßnahmen ergibt sich eine Gesamtbelastung von 64 %. „Diese Ankündigung kam für viele Marktteilnehmer völlig überraschend und stellt einen massiven Einschnitt dar“, so Junrong.
Dennoch hoffen Anleger auf Gegenmaßnahmen aus Peking. Viele rechnen mit neuen Konjunkturpaketen, die die negativen Folgen der Zollerhöhungen abmildern könnten.
Auch in Australien zeigten sich die Auswirkungen: Der S&P/ASX 200 verlor 1,3 % und schloss bei 7.830,30 Punkten.
Die US-Futures gaben ebenfalls deutlich nach. Der Future auf den S&P 500 sackte um 3 % ab, während der auf den Dow Jones ein Minus von 2 % verzeichnete – ein schlechtes Omen für die kommenden Handelsstunden in New York.
Bereits am Mittwoch zeigte sich die Wall Street von extremer Volatilität geprägt, noch bevor Trump seine sogenannten „Befreiungstags-Zölle“ ankündigte. Der S&P 500 schwankte zwischen einem Minus von 1,1 % und einem Plus von 1,1 %, bevor er mit einem Tagesgewinn von 0,7 % bei 5.670,97 Punkten schloss.
Der Dow Jones legte um 0,6 % auf 42.225,32 Punkte zu, während der technologielastige Nasdaq Composite um 0,9 % auf 17.601,05 Punkte stieg.
Für Bewegung sorgte auch Tesla. Das Unternehmen verlor zunächst mehr als 6 %, nachdem bekannt wurde, dass im ersten Quartal weniger Elektrofahrzeuge ausgeliefert wurden als im Vorjahreszeitraum. Doch im späteren Handel drehte die Aktie ins Plus und schloss mit einem Anstieg von 5,3 %. Tesla gehört zu den Schwergewichten an der Wall Street und reagiert besonders empfindlich auf politische Entwicklungen. CEO Elon Musk stand zuletzt in der Kritik, da er aktiv an den Sparmaßnahmen der US-Regierung mitarbeitet.
Spektakulär fiel auch der Absturz der Newsmax-Aktie aus. Nach einem kometenhaften Start in die Börsenwoche verlor das Papier am dritten Handelstag 77,5 % seines Werts. Am Montag hatte die Aktie noch um 735 % zugelegt, am Dienstag um weitere 179 %.
Positive Impulse kamen hingegen aus der Luftfahrtbranche. Mehrere Fluggesellschaften erholten sich leicht von ihren jüngsten Verlusten, die durch Sorgen über eine sinkende Reiselust zollbelasteter Kunden ausgelöst wurden. United Airlines verzeichnete ein Plus von 4,6 %.
Die weltweiten Finanzmärkte befinden sich aktuell in einem Spannungsfeld zwischen wachsender Unsicherheit und geopolitischen Risiken. Trumps erklärte Absicht, das globale Handelssystem durch Zölle „fairer“ zu gestalten und Produktionsarbeitsplätze in die USA zurückzuholen, stößt auf Kritik. Viele Experten warnen davor, dass eine solche Politik das Wirtschaftswachstum bremse und die Inflation weiter anheizen könnte – gerade in einer Zeit, in der sie bereits über dem Zielwert der US-Notenbank von 2 % liegt.
Zum Handelsende in den USA ließ Trump mit einer weiteren Ankündigung aufhorchen: Ein genereller Basistarif von 10 % auf Importe aus allen Ländern soll eingeführt werden. Für Staaten mit Handelsüberschuss gegenüber den USA sollen noch höhere Sätze gelten. Bei einer Rede im Weißen Haus präsentierte er eine Grafik, laut der chinesische Waren künftig mit 34 %, Importe aus der EU mit 20 % und Lieferungen aus Taiwan mit 32 % besteuert werden sollen.
Diese Maßnahmen dürften weltweit für weitere wirtschaftliche Verwerfungen sorgen – mit ungewissem Ausgang für die globalen Märkte.